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Nümbrecht - Dicke Steine, tolle Aussicht

Bei Nümbrecht denke ich immer als Erstes an Makramee. Jene Knotenkunst kam Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre in Mode und ist auch an mir nicht vorüber gegangen.
Nümbrecht - Dicke Steine, tolle Aussicht

Hinter Nümbrecht

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Nümbrechter Landschaft

Jugenderinnerungen

In Nümbrecht heirateten meine Eltern, hier ist meine Oma beerdigt und ein großer Teil meiner Verwandtschaft verteilt sich im weiten Bogen um Nümbrecht. Von einer der Tanten hatte ich mit etwa 10 Jahren ein Heft mit Makramee-Anleitungen geschenkt bekommen und fuhr dann mit ihr nach Nümbrecht auf die Hauptstraße, wo es ein Bastelgeschäft gab. Mit allem Pipapo ausgerüstet begann eine leidenschaftliche Phase, in der ich alle, die sich nicht wehrten, mit Blumenampeln und geknüpften Eulen versorgte. Nie hat jemand in meiner Gegenwart die Augen verdreht. Heute weiß ich das sehr zu schätzen.

Wenngleich das Erinnerungen an eine ferne Vergangenheit sind, so fühle ich mich doch gleich zu Hause, als wir uns am Nümbrechter  Kurpark auf den Weg machen. In etwa weiß ich, was mich erwarten wird: Ein Dorf, dass sich einen Großteil seines historischen Aussehens erhalten hat, viel viel Wald, ein Schloss, eine Mühle und vieles mehr, was eine gute Wanderung ausmacht.

Letztens erst hatte mich eine befreundete Familie gefragt, ob ich nicht einen Vorschlag machen könnte, wo sie mit ihren Schulkindern unterwegs sein könnten. Bitte sehr: Das ist mein Vorschlag.

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Bergische Landschaft

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Mitteilungsbedürfnis

Ein Kurpark mit Aufreger

Ist der Kurpark vielleicht noch eher etwas für die ältere Generation, so sollte spätestens der Aussichtsturm für den ersten Begeisterungssturm sorgen. Beides gibt es schon seit langem. Den Kurpark legte man an, als hier 1974 die Landesgartenschau stattfand. Wer sich für Skulpturen interessiert, findet überall in Nümbrecht Kunstwerke von bekannten und weniger bekannten Meistern. Ein rühriger Kunstverein bereichert den Ort bis zum heutigen Tag. Und zahlreiche Maler, Bildhauer und Töpfer haben hier ihre Ateliers.

Und im Kurpark stehen – wer hätte das gedacht – eine besonders große Anzahl an Skulpturen. Für Aufsehen sorgte damals der Säulenbrunnen. Nicht etwa die zentralen Aussagen, die dem Kunstwerk zugeschrieben wurden (Schönheit, Fruchtbarkeit, Gewalt, Durchsetzungskraft, Begreifen, Erschaffen, Fortschritt, Eroberung) waren dabei der Aufreger, sondern die ungewohnte Nacktheit. So ändern sich die Zeiten. Niemand würde heute noch seinen Kindern deswegen die Augen zuhalten. Dagegen der Gewalt oder der Eroberung ein Denkmal zu setzen, passt heute nicht mehr so recht.

Schloss Homburg vom Aussichtsturm

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Der Aussichtsturm

Hoch über der Landschaft

Der Aussichtsturm entstand gleichzeitig mit dem Kurpark. Er ist inzwischen einmal rundsaniert, was dem Holzwurm geschuldet ist. Der ist nun gründlich vertrieben und bohrt anderswo weiter. Richy ist ganz schön außer Puste, als er oben ankommt. Ich auch. Dafür lohnt es sich wirklich. Zumindest bei klarem Wetter geht der Blick bis ins Siebengebirge. Die Spitzen des Kölner Doms lassen sich ebenfalls erahnen – angeblich. Heute allerdings ist es zu trübe dazu. Dennoch ist das ein feiner Gipfelsturm und ein prima Überblick über das Bergische Land. Wer zusätzliche Höhenmeter machen will, kann zudem auch mehrmals hoch (nur so ein Vorschlag …).

Das Bergische wartet mit bunt gemischten Wäldern, Weiden mit schwarz-weißen Kühen, sanften Bachsenken und kleinen Dörfern in einer mild-hügligen Landschaft auf. So ist es auch bereits schön waldig, seit wir die Ortschaft hinter uns gelassen haben. Auf einer Weide, die sich neben dem Wanderweg ins nächste Tal neigt, grasen zwei Rehe. Bis sie uns bemerken und fliehen.

Bevor wir Schloss Homburg erreichen, kommen wir im Wald an einem Spuren-Parkour vorbei. Eine der vielen wirklich liebevollen Kleinigkeiten, die die Tour auch für kleine Wandermuffel interessanter machen.

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Schloss Homburg

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Schloss Homburg

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Schloss Homburg

Schloss Homburg

Das Schloss kann man normalerweise besichtigen. Im Moment leider nicht. Aber das kommt bestimmt bald wieder. Immerhin lässt sich alles umrunden. Wenn man sich schon nicht als Fürst oder Burgfräulein fühlt, dann eben wie mittelalterliche Belagerer. Wir scheitern am Graben und am unüberwindbaren Tor, rufen Schimpf & Schande und beenden die Belagerung.

Schloss Homburg war ursprünglich der Sitz der Herrschaft des Homburger Ländchens. Dieses lag ein wenig eingeklemmt zwischen dem Herzogtum Berg und der Grafschaft Mark. Alles drei Zwergstaaten im Heiligen Römischen Reich. Der Zeit, in der Machtverhältnisse und Herrscherhäuser besonders unübersichtlich waren. Wer den Versuch unternimmt, sich der Geschichte dieser Gegend zu widmen, braucht viel Geduld und ein gutes Gedächtnis. Meins reicht dafür nicht so recht. Nur so viel ist bei mir hängen geblieben, dass viel geheiratet wurde, es eine Menge Erbteilungen, Schenkungen, Käufe und Verkäufe von Land gab und sich die Bewohner oft selber nicht einig waren, zu welchem Staat sie gehörten und welchem Herrn sie zu dienen hatten. In einem Buch lese ich über das Homburger Ländchen, es sei „ein ärmlicher Zwergstaat mit ein wenig Landwirtschaft und etwas Bergbau“ gewesen. Auch Aufstände hat es wohl gegeben.

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Schloss Homburg

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Das rote Haus

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Schloss Homburg

Die Holsteine

Eines fand ich jedoch interessant: Schloss Homburg (was in etwa „hohe Burg“ heißt) hatte zu Beginn vermutlich einen anderen Namen. Es hieß nämlich Holstein. Die Holsteine liegen nicht weit von der Burg entfernt im Wald und wurden von der Bevölkerung auch „Dicke Steine“ genannt. Letzteres hat sich überliefert. Zu den Dicken Steinen gehen wir jetzt. Es sind Quarzitblöcke, sogenannte Härtlinge. Die tauchen recht plötzlich auf. Der Wald rundherum lässt keine Felsen vermuten. Eindrucksvoll, nicht besonders hoch. Aber dennoch ragen die Felsen unversehens in die Höhe. Hier muss sich vor mehreren hundert Millionen Jahren Meeresboden abgelagert haben.

Quarz ist einer der Bestandteile von Granit und entstand also schon in der Frühzeit der Erde. Nichts hält ewig. Auch ein Granitblock ist irgendwann zu Sand zerfallen. Der lagerte sich am Meeresgrund ab. Druck, Wärme und viel Zeit pressten daraus Quarzit. Rauhes, schroffes Zeug, freigewaschen von der Homburger Bröl, die sich hier ein breites Tal gewaschen hat.

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Die „dicken Steine“

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Die „dicken Steine“

Die „dicken Steine“

Im Bröltal

Der Brölbach ist ein ganz wunderschöner Bach. Er schlängelt sich von Hermesdorf nach Hennef. Unterwegs passiert er malerische Landschaften und steht im Ganzen unter Naturschutz. An der Flussaue, die auf unserem Weg liegt, zweigt auch der Mühlenkanal ab. Der führt zur Holsteinsmühle ganz in der Nähe. Die Sonne strahlt gerade besonders hell. Das Bachwasser funkelt. Es grünt und zwitschert was das Zeug hält. Jetzt würde ich gerne ein Picknick machen! Oder Kaffee und Eis, das wäre toll. Geht theoretisch beides. Nur leider hat die Holsteins Mühle – das Ausflugslokal im alten Mühlengebäude heute geschlossen. Zu schade! Ein Blick auf die Karte lässt meinen Magen knurren. Ein andermal, wir kommen wieder! Jetzt gibt es erst einmal Brote. Und eine Bank ist auch in der Nähe. Danach knöpfen wir uns den Naturerkundungspfad vor.

Gestärkt ist der Weg durch das Bröltal bis nach Huppichterroth kein Problem. Das Dörfchen hat sich herausgeputzt, bunte Vorgärten leuchten vor schwarz-weißen Fachwerkhäusern. Schwarz-weiß wie die Kühe. Zwei Drittel des Weges liegen nun schon hinter uns. Damit treten wir so langsam den Rückweg an. Der macht auch nochmal richtig Spaß. Denn es geht zurück über den Rand des Schlossbergs – quer durch den Wald. Immer wieder lugt das Schloss hervor und sieht prächtig aus. Ein steiler, schmaler Pfad leitet uns. Dann wird der Wald dichter, der Weg ebener. Schließlich laufen wir wieder bergab und erreichen die ersten Ausläufer von Nümbrecht.

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Die „dicken Steine“

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Die Bröl

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Die Bröl

Zurück in Nümbrecht

Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Wie beinahe jedes Dorf, so gab es auch hier zahlreiche Zuzüge – meist Städter, die sich den Traum vom Leben auf dem Land erfüllt haben. Je weiter wir in Richtung Ortskern laufen, umso ursprünglicher werden die Häuser sein, an denen wir vorbeilaufen. Nirgendwo im Bergischen gibt es so viele historische Fachwerkhäuser wie hier in Nümbrecht. Im Sommer fährt die alte Postkutsche zu Spazierfahrten aus. Das wollte ich auch immer schon einmal ausprobieren. Hat sich bisher leider nie ergeben.

Am Dorfplatz sprenkelt ein Springbrunnen. Kinder jauchzen und lassen sich beregnen. Ein paar Meter weiter ist ebenfalls die Freude groß. Nicht nur bei Richy und mir. Nein, auch Familien mit Kindern und Hunden belagern die Eisdiele. Das Eis ist vorzüglich, der Kaffee auch. Die mitgebrachten Hunde schweben ebenfalls im Eishimmel: Das Café bietet extra eine Hunde-Eissorte an. Leberwurst-Lachs! Scheint köstlich zu sein. Für Zuschauer ist es jedenfalls amüsant. Ich für meinen Teil bleibe lieber bei einer klassischen Eissorte.

Ab jetzt laufen wir auf die Nümbrechter Kirche zu. Die ist gut 1000 Jahre alt und ein markantes Gebäude. Die Gassen und Straßen rundherum bilden den adretten Dorfkern. In den Cafés reicht man Bergische Kaffeetafel – Brot, Wurst, Waffeln, Honig, Rübensirup, Apfelkraut, Milchreis, Butter, Zucker und Kaffee aus der Dröppelminna. Manchmal auch statt Kaffee den guten alten Muckefuck – Mocca faux, falschen Kaffee. Auch so eine Kindheitserinnerung. Das jedoch ist alles gerade nicht nötig, ich hatte ja schon ein Eis. Dann geht es noch einmal um zwei Ecken und wir stehen wieder am Kurpark. Eine alles in allem schöne Wander-Tour.

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Nümbrecht

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Nümbrecht

Infos zur Wanderung

Länge: 8,1 km
Höhenmeter bergauf/bergab: 162 m/162 m

Start: Am kostenlosen Parkplatz Nümbrecht Kurpark, Weiherstraße

– Anreise mit dem Auto:

A 4 bis Ausfahrt “Gummersbach, Nr.25”, dann Richtung Nümbrecht auf der L336. In Nümbrecht Richtung Kurzentrum. Der Parkplatz ist dann auch ausgeschildert.

– Anreise mit Bus und Bahn:

Nach Nümbrecht fahren zahlreiche Busse. Welcher gerade fährt, kannst du hier erfahren: OVAG 

 

Wegbeschreibung:

Wenn du den Parkplatz in Richtung Kurpark verlässt, stehst du schon vor dem Eingang zum Park. Dort hinein und geradeaus bis zum Säulenbrunnen. Dann den ersten Weg nach rechts und gleich wieder nach links läufst du am Fischteich vorbei. Nachdem du den Zulauf zum Teich gequert hast, geht es weiter geradeaus und bald zügig bergauf.

Am Ende des Parks findest du nach rechts einen Übergang zur benachbarte Distelkamper Straße. Gehe weiter bis zur Kreuzung mit der Höhenstraße und geradeaus in die Sackgasse. Ab hier folgst du der Markierung „A3“. Vorbei am Aussichtsturm (kostenlos) und einem „Spuren-Parcour“ erreichst du eine Schutzhütte.

Du verlässt den Wald nach links, die neue Markierung ist nun das „weiße Dreieck auf schwarzem Grund“. Immer geradeaus bis zur Landstraße und dann, leicht rechts auf der anderen Straßenseite, zurück in den Wald, leitet dich nun der Wegweiser „Fußweg zu Schloss Homburg“. Ein weiteres Schild weist bei nächster Gelegenheit nach rechts, bis du das Schloss erreichst.

Neben der Schranke zum Schloss beginnt ein Waldweg. Zügig bergab gehst du bis zum nächsten Abzweig, dort nach rechts. Folge dem Hinweisschild zu den „Dicken Steinen“. Dem Weg weiter folgend, läufst du in einer Schlaufe und erreichst eine T-Kreuzung. Hier nach rechts, der Markierung „A“ folgend über die Landstraße und weiter geradeaus. Du querst die Homburger Bröl und passierst die Holsteins Mühle. An der Kreuzung hinter der Mühle wählst du den äußerst linken Weg, der parallel zur Bröl verläuft (Markierung „A1“).

In Huppichterrot folgst du weiter dem Weg „A1“ bis zur Huppichterroter Str. Dort nach links den Berg hinunter und ab jetzt bis zum Ende der Tour dem „weißen Quadrat auf schwarzem Grund“ folgend. Dabei überquerst du ein weiteres Mal die Landstraße. Auf der anderen Straßenseite biegt hinter einer Bank nach links ein Waldweg ab. Gleich bei erster Gelegenheit, verlässt du den Weg nach rechts.

In einem Bogen gelangst du zu einer Wegekreuzung. Links siehst du drei Betonstufen. Gehe dort hinauf und nun einen schmalen, aber eindeutigen Pfad entlang. Zuerst bergauf, dann nach einem Rechtsknick wieder bergab, erreichst du immer geradeaus Nümbrecht. Bald findest du die Markierung „weißes Quadrat“ wieder zuverlässig.

Über den Friedhof, dann nach links entlang der Gouvieuxstraße bis zur Volksbank und dort in die Straße Dorfplatz. An der Hauptstraße nach rechts läufst du auf die tausendjährige Kirche zu. Davor (um Bäckerei Schmitz herum) biegst du nach links ab. Die Alte Poststraße geht in die Diesterkamper Straße über. An der deutlichen Markierung „Quadrat“ biegst du nach links in die Weiherstraße ein und erreichst den Ausgangspunkt der Wanderung.

Wegbeschreibung als PDF Downloaden

Nümbrecht

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Die Bröl